Mittwoch, 9. November 2016

Frankfurtmarathon

Hebräer 12,1-2

Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.

Der Turm der Matthäuskirche in Frankfurt am Main lockt meinen Blick empor über das Startportal des Mainova Frankfurt Marathons 2016. Links und rechts, eingebettet zwischen den großen Wolkenkratzern der Main-Metropole strahlt das Kreuz unter klarem Himmel. Eine ganze Weile sehe ich auf und danke meinem Gott dafür hier stehen zu dürfen um gleich loszulegen mit den vor mir liegenden 42,195 Kilometern. Drei Wochen zuvor eigentlich auf den Punkt trainiert, hinderte mich ein Magenvirus am Start in München. Jetzt verlief alles gut und darüber bin ich froh und genieße den Frieden, die Ruhe und Gewissheit, welche mich gefühlsmäßig erfasst beim Blick auf diesen Kirchturm, während um mich herum knapp 16.000 nervös auf den Beginn warten. Beim nachträglichen googeln entdecke ich den dazugehörigen Gemeindenamen, welcher mir sehr gut gefällt: „Evangelische Hoffnungsgemeinde Frankfurt am Main“. Na, ist das nicht schön, dass diese Gemeinde gerade hier am Start- und Zielpunkt des Frankfurtmarathon ihren Platz hat? In einer Stunde wird hier gleich ein Gottesdienst zum Thema „Die Reformation und unser liebes Geld“ stattfinden, passt ja hervorragend.

Hoffnungen
Unzählige, sind hier greifbar zu spüren, auch mir geht es ja nicht anders. Hoffnung auf eine neue Bestzeit, Hoffnung durchhalten zu können bis zum Schluss, Hoffnung auch mit meinem Laufen und Schreiben Gott die Ehre geben zu können, und so viele tausende mehr.

Geld
Ja Hallo, eigentlich könnte man ja meinen hier in Frankfurt muss es auf der Straße liegen :) Wenn man aus dem Allgäu und zudem noch aus einem kleinen Dorf kommt, dann imponiert es einen schon, was in dieser Stadt alles mit Geld aufgebaut wird.

Reformation
Morgen ist der Reformationstag und natürlich bin ich ein Fan von Martin Luther. Was wird er wohl gedacht und erwartet haben damals beim Anschlagen seiner Thesen? Mit welchen Themen würde er uns heute wachrütteln, und wo schlage ich meine Thesen an? Ein weiter Spannungsbogen mit vielen Impulsen.


Der Startschuss fällt und der ganze Startblock kommt schön, homogen in Fahrt. Die erste Hälfte will ich ja sowieso bewusst die Zügel zurückhalten und habe keinerlei Probleme ab und an, bei verschiedenen Engstellen der ersten Streckenabschnitte die Geschwindigkeit wieder zu reduzieren um nicht andere Läufer über den Haufen zu rennen. Es kommt der Opernplatz wo richtig gut Stimmung ist und ich höre meinen Namen, meine Frau steht etwas erhöht auf einer kleinen Mauer und lächelt mir zu, mir wird es ganz warm ums Herz und ich bin froh sie dabei zu haben. Kurz darauf werde ich von einem Mitläufer angesprochen, der auf meinem Rücken das „Triathlon Memmingen“ liest. Bernhard kommt auch aus dem Allgäu und startet hier schon zum fünften Mal. Auf der alten Brücke sagt er gleich, hier musst du nach rechts blicken um die Skyline der Stadt so richtig gut zu sehen, was für ein Aussicht!



Bis zur Halbmarathon Marke läuft alles geschmiert und ich schicke bei jeder Rundenmeldung meiner Uhr ein kleines Dankeschön fürs unter 4:30 Min/pro Kilometer bleiben Richtung Himmel. Als nächstes kommt die Evangelische Martinus Gemeinde im Stadtteil Schwanheim welche mir schon beim Studieren der Strecke ins Auge gefallen ist. Musik wird hier groß geschrieben und man merkt sofort, welch gute Stimmung hier herrscht und instrumental den Läufern entgegenschwappt. Ich applaudiere kurz zurück und stelle mich mental auf die zweite Hälfte ein.

Vorgenommen habe ich mir ja ab der Mitte etwas schneller zu laufen und lass jetzt den Puls auf 170 ansteigen, was zwar nicht viel mehr die Geschwindigkeit erhöht, allerdings kommt es mir so vor, dass ich plötzlich ständig am Überholen bin, wo es vorher ein mit der Masse mitlaufen war. Wir überqueren wieder den Main und es geht in den Stadtteil Höchst der Geburtsstätte des Marathons 1981. Leichtes Seitenstechen beunruhigt mich ein wenig, allerdings muss ich deswegen nicht langsamer laufen und nach ein paar Minuten verfliegt es wieder. Kurz vor Kilometer 30 wird in die „Mainzer Landstraße“ eingebogen, es folgt ein vier Kilometer langer Abschnitt, der bei den Läufern recht befürchtet wird, ziemlich eintönig gerade aus, nicht mehr so viel los. In einem Interview antwortete Arne Gabius vor seinem deutschen Rekordlauf 2015 das er hier mit Sonne und Rückenwind durch will, diese Aussage habe ich irgendwie in Gedanken, die Sonne scheint, zwar kein Rückenwind, aber es gelingt vortrefflich hier schön konstant zu marschieren.

Es geht zurück in Richtung Innenstadt und an der Verpflegungsstation bei Kilometer 35 quetsche ich die letzten Reste aus meinem zweiten Gel. Mein Freund und Ratgeber Edi hat mir wieder fest eingeschärft ab dem fünften Kilometer alle fünf weiteren immer ein wenig Gel zu nehmen und bewusst mit einem ganzen Becher Wasser runterzuspülen. Die Einteilung hat wieder gut geklappt und ich hoffe durch diese Nahrungsergänzung von Muskelkrämpfen verschont zu bleiben. An der letzten Abbiegung fängt vor mir ein Läufer plötzlich mitten unter dem Laufen das Humpeln an und stellt sich auf die Seite um sein Bein durchzudehnen, kein ungewöhnlicher Anblick auf diesem letzten Streckenabschnitt, und mit jedem Stehenbleibenden leidet man ein wenig mit.

Meinen guten Kilometerschnitt kann ich jetzt leider nicht mehr ganz halten, es geht in Richtung 4:40/4:50, ein Kilometer ist sogar dabei, bei dem es genau 5 Minuten sind, die Geschwindigkeitslinie bei der Auswertung im Nachhinein wird zick zack laufen, immer wieder versuche ich den schönen Schwung nicht zu verlieren, aber alles Aufbäumen gelingt nur kurz. Im Kopf rechne ich hoch, wie sich dieser gefühlt „gnadenlose Einbruch“ auf die Endzeit auswirken wird und mir wird klar, dass es mit ziemlicher Sicherheit eine neue Bestzeit wird. Kilometer 40, dem Blick auf die Uhr folgt ein erleichtertes Grinsen, es kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Noch einmal steht meine liebe Frau an der Seite und grinst mir ebenfalls erleichtert entgegen.


Der Messeturm erscheint wieder im Blick und ich bin zurück auf der Höhe der Matthäuskirche, der Gottesdienst ist bereits vorbei und auch mit meiner schnellen Wegstrecke ist es für heute gleich geschafft. Ein letztes Mal abbiegen und ich bin schon sehr gespannt wie es sein wird in die Festhalle einzulaufen. Ein Glücks- und Freudegefühl erfasst mich so sehr, dass mir fast die Tränen kommen, plötzlich umgeben von tausenden Zuschauern, laute Musik, Applaus, und dieser rote Teppich mit dem Zielbogen in dessen Mitte die Uhr mir wieder anzeigt, es gut absolviert zu haben. Meine linke Hand lege ich wieder aufs Herz und mit der rechten deute ich in Richtung Himmel, ja mein Dank gebührt dem Herren meinen Gott! Ich klicke die Puls Uhr und freue mich meine angestrebte Ziel Zeit von 3:10 h genau geschafft zu haben, Lob & Dank, Lob & Dank.


1 Kommentar:

  1. Oh, das hast du super geschrieben!
    Vielen Dank! Nachdem ich dich in München nicht laufen sehen konnte, habe ich nun ein bisschen miterlebt, wie es in Frankfurt war. Ich freue mich sehr, dass du dein gestecktes Ziel erreicht hast! SUPER! Herzlichen Glückwunsch dazu.
    Vielleicht bin ich nächstes Jahr mal als Zuschauerin dabei...
    das würde mir gefallen. Und dann schaffst du es garantiert unter der Marke: 3 Stunden!

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